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Hamburger Schwierigkeiten bei der
Berichterstattung aus laufender Verhandlung
email von Gita Ekberg
an den Hmb. Richterverein vom 7.11.99
(veröffentlicht mit Zustimmung der Absenderin)

"... Zu 1.
Wir sind rund 15 Journalisten, print und tv, die in der aktuellen Berichterstattung, schwerpunktmäßig Innen und Justiz, arbeiten. Unseren Berufsverband, den Deutschen Journalistenverband, DJV, haben wir ebenfalls gebeten, sich der Sache anzunehmen.

Zu 2.
Die Einschränkungen bemerken wir insbesondere, da wir bundesweit mit den Schwerpunkten Justiz und Innen berichten. Durch die restriktiven Hamburger Fotografier- und Drehgenehmigungen ist es uns - anders als in anderen Bundesländern - nicht möglich, vor Beginn einer Verhandlung Bilder aus einem Gerichtssaal zu bekommen.

Während der laufenden Verhandlung darf nicht in den Saal hineingefilmt werden, so dass in der Öffentlichkeit oft der Eindruck entsteht, dass Angeklagte mehr als Opfer und Zeugen vor Veröffentlichung geschützt werden. Dies hören wir immer häufiger, wenn wir zum Beispiel mit Zuschauern nach Verhandlungen sprechen. Zeugen und Opfer gehen bei öffentlichkeitswirksamen "Fällen", zum Teil arg bedrängt durch Fotografen und Kameraleute, durch ein Spalier, das eher einem Spiessrutenlaufen gleicht.

Ich will jetzt nicht zurückgehen auf  Verfahren wie zum Beispiel Vera Brühne, damals war sogar der Richterspruch tatsächlich öffentlich - vor laufenden Kameras. Dieser Zustand ist sicherlich auch nicht wünschenswert. Nehmen wir ein aktuelles Beispiel aus der vergangenen Woche:

Wegen der Tötung eines Kindes wurde in Stendal ein Mann verurteilt. Vor der Urteilsverkündung, nachdem der Angeklagte den Saal betreten hatte, war den Medienvertretern (Bildberichterstattung) für kurze Zeit das Drehen und Fotografieren gestattet worden.
Oder denken Sie an den Thomy-Erpresser in Frankfurt - dito. Vergleichen Sie die Hamburger "Fälle", z.B. Erpressung Beiersdorf, mutmaßlicher Doppelmörder Zantop, Olaf Röttger, dann werden die Einschränkungen sehr deutlich. Interviews mit Richtern sind dann noch ein gesondertes Thema. ...

Mit freundlichen Grüssen
Gita Ekberg"