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Editorial

Neue Besen kehren bekanntlich gut. In diesem Fall geht es um den Leiter des Amtes für Allgemeine Verwaltung der Justizbehörde, Johannes Düwel. Auf Anfrage der MHR hat er ein Interview gegeben, das ich – obgleich es lang geworden ist – Ihrer spätsommerlichen Aufmerksamkeit empfehle. Wann gab sich ein Vertreter jenes Hauses so aufgeschlossen, so optimistisch, angesichts einer schier unlösbaren Aufgabe, und wann konnte man je den Eindruck gewinnen, dieser Optimismus sei glaubwürdig? So ist die Hoffnung wohl berechtigt, mit diesem ganz ungewöhnlichen Vertreter der Justizverwaltung werde ein angenehmeres Klima zwischen Sievekingplatz und Drehbahn einsetzen als wir es lange Jahre gewohnt waren.

Genau genommen müssen wir, um uns an Zeiten guten Einvernehmens zu erinnern, zurückgehen bis zu Eva Leithäusers Zeiten, die sich als Präses der Justizbehörde mit OLG-Präs. Dr. Stiebeler zwar heftig fetzte, so daß es durch die gepolsterten Türen zu hören gewesen sein soll – dies aber immer herzlich und herzhaft, so wie sie uns überhaupt entgegentrat. Eine Hausmacht in ihrer Partei hatte diese energische, warmherzige Frau nicht – sie hatte den Sievekingplatz.

Wenn man bei ihr zu Wort kommen wolle, so riet mir ihr damaliger Referent (es gab nur den einen!), müsse man sie einfach laut unterbrechen. Das nehme sie nicht übel. Tatsächlich, es funktionierte. Als sie begann, mir meine Ausstellung über Handel und Handwerk in Hamburg zu erklären, während ich sie herumführte, gelangt der Versuch, und sie hörte wirklich aufmerksam zu. Eva Leithäuser hat nun ihren Abschied auch vom Amt der Verfassungsrichterin genommen. Lesen Sie, was die frühere Senatorin uns und anderen mit auf den Weg gibt.

Kräftig ins Stammbuch schreibt auch Axel Bartels, der seinen Abschied als Vorsitzender der Kammer für Handelssachen 2 nahm. Mit seiner Dienstzeit endete auch die Existenz der KfH 2, weil die "Konsolidierung" - wie die Sparmaßnahmen zur Aushöhlung der dritten Gewalt in Hamburg genannt werden – dies angeblich wegen der sinkenden Eingangszahlen erforderlich machten. Nun, zwischenzeitlich sind die Zahlen wieder erheblich gestiegen – in umgekehrter Richtung funktioniert der Automatismus aber nicht. Im übrigen – auch Herr Düwel weist darauf hin – die Zahlen sind kein ausreichendes Bewertungskriterium für die Belastung. Aber woran sollen wir sie messen? An der Seitenzahl, am Gewicht, an der Zahl der jährlichen streitigen Urteile, am Umfang ihrer Rechtsfragen?

Kurzum, mit kurzsichtigen Maßnahmen wie der Schließung der KfH 2, der das vorzeiitge Ende weiterer zwei Kammern vorangegangen ist, wird die Axt an ein intaktes Dezernat gelegt, in dem auf Grund überobligatorischen Engagements (sprich: 7 Tage-Woche) noch Termine innerhalb eines Monats zu haben sind, bei denen die Protokolle am Terminstag fertig sind und die Urteile zügig abgefaßt werden, in dem Geschäftsstellen sich als Serviceeinheit für Richter und Anwälte begreifen. Noch.

Falls Sie über ihren Aktenstapeln noch das wahre Leben wahrnehmen können, wünsche ich Ihnen eine angenehme Lektüre und schöne Herbsttage. Vielleicht regt Sie der eine oder andere Beitrag an, sich auch zu Wort zu melden. Dann sind Sie dazu herzlich eingeladen.

Karin Wiedemann