(Dieser Artikel ist veröffentlicht in MHR 4/08, 9 ) < home RiV >
10 Jahre Homepage
aus Sicht des „Webmasters“
Als ich vor 10 Jahren dem Vorstand des Richtervereins, dem ich damals noch nicht angehörte, den Vorschlag machte, eine Homepage aufzustellen, war das noch etwas Außergewöhnliches. Es war damals mit der Homepage so, wie es heute mit meinen MHR-Artikeln zur mobilen Kommunikation (Anschluss von Handy an Asterisk, komplexe Sprachbefehle fürs Handy und demnächst: mobile Internet-Videotelefonie) ist: heute belächelt oder beargwöhnt, morgen Selbstverständlichkeit, als sei es nie anders gewesen. Der früheren Skepsis war es auch geschuldet gewesen, das suspekte Wort „Webmaster“ zu vermeiden und mit „Homepage-Betreuer“ einen eigenen Begriff zu kreieren.
Ein überzeugender Entwurf für den Vorstand musste damals her. Doch „Entwurf“ klingt zu sehr nach dahingeworfener Skizze. In Wahrheit handelte es sich um das fertige Gerüst, das alle wichtigen Weichenstellungen bereits enthielt. Solche Weichenstellungen sind z.B.:
· Verwendung von Frames?
(das hat starke Auswirkung auf die Navigation, auf Suchmaschinenergebnisse und auf Pflegbarkeit)
· Benutzung von ausgelagertem css?
(Auswirkung auf Pflegbarkeit; die Zukunftsfähigkeit derartiger Features musste abgeschätzt werden)
· Welcher Provider?
(das ist nicht nur eine Preisfrage, sondern auch eine Frage der Stabilität dieses deutschen Vertragspartners, den wir bislang nicht wechseln mussten, was insbesondere bei Benutzung providerspezifischer Programme wie Gästebuch etc. von Bedeutung ist)
Der damalige stellvertretende Vorsitzende des Richtervereins Johann Meyer half bei der Überzeugung des Vorstands, dass eine Homepage für den Richterverein sinnvoll ist und der Entwurf durchgeführt werden sollte (das Protokoll über den Beschluss des Vorstands ist im Archiv des Richtervereins leider nicht mehr vorhanden).
Sogleich darauf begann im Oktober 1998 der offizielle Betrieb der Homepage. Es war die Zeit der Auffüllung der Homepage mit Inhalt. Von zentraler Bedeutung war dabei die MHR. Zum Glück hatte Karin Wiedemann noch die MHR-Dateien der letzten Jahre. Diese Dateien mussten nun zerstückelt werden, damit jeder einzelne MHR-Beitrag eine einzelne html-Datei wurde, die jeweils einzeln formatiert werden musste und jeweils mit hin- und wegweisenden Links versehen werden musste. Diese Zerstückelung – anstelle etwa einer einfach zu erstellenden großen pdf-Datei der ganzen MHR - hat den Vorteil, dass jeder einzelne MHR-Beitrag direkt angesteuert werden kann, was die Bildung von themenbezogenen Rubriken mit Links auf entsprechende MHR-Beiträge ermöglichte. Außerdem konnten Suchmaschinen derartige html-Dateien besser auswerten und konnten urheberrechtliche Risiken leichter vermieden werden, indem bestimmte Fotos oder Graphiken nicht mit online gestellt wurden.
Eine Unmenge von papierförmigen Fachzeitschriften war zu lesen, denn die Entwicklung neuer Gestaltungselemente der Homepage-Erstellung war damals noch stürmisch. Es gab auch noch keine private DSL-Flatrate. Die Geschwindigkeit des 57k-Modems war zum verzweifeln und die zeitabhängigen Tarife hatten mich in der Anfangszeit unserer Homepage einen vierstelligen Betrag gekostet. Heute kaum noch vorstellbar.
Viele technische Details habe ich selbst entwickelt, so z.B. die Möglichkeit, durch einen Klick den deutschen Text unserer Homepage ins Englische zu übersetzen. Die Übersetzungsmaschine stammt natürlich aus dritter Hand, aber die Art der Verwendung war neu. Anfragen ausländischer Richter nach den Inhalten unserer Homepage hatten den Anlass für einen derartigen Service gegeben.
Ein weiteres Detail, das ich auch bis jetzt noch nirgends woanders gesehen habe, war die Entwicklung der Option, durch die ein Homepage-Besucher von unserer Homepage aus eine SMS auf das Handy des Webmasters schicken kann. Die Wichtigkeit dieser Kontaktmöglichkeit zeigte sich, als ein inhaltlicher Fehler eines brandaktuellen Themas auftrat, über den ich auf diese Weise umgehend unterwegs informiert werden konnte. Da ich zudem durch ein damals noch kaum bekanntes php-Skript die Möglichkeit eingebaut hatte, die Homepage nicht nur vom häuslichen PC, sondern von überall aus über den Internet-Browser ändern zu können, konnte der inhaltliche Fehler binnen kürzester Frist von unterwegs aus beseitigt werden und wurden politische Folgen vermieden.
Von ähnlichem Kaliber war vor ein paar Jahren die Sperrung unserer Seite durch den Provider, weil eines unser CGI-Programme durch einen Außenstehenden missbraucht worden war. Durch einen Austausch des Programms und ein wenig Hin und Her mit dem Provider war dieses Problem jedoch schnell behoben.
Missbrauch allerorten: Dort, wo die Homepage-Besucher selbst etwas eintragen können, also in unserem Gästebuch und in der Linkvorschlagsliste, ist immer wieder zu kontrollieren, ob Einträge, die dort nicht stehen sollten, zu löschen sind. Erleichtert habe ich mir die Sache durch den Einbau einer Funktion, die mir nach jedem Eintragsvorgang eine email schickt, sonst schaue ich ja wochenlang jeden Tag vergebens nach. Aber das hilft nichts gegen Spam-Roboter und so musste in unserem Gästebuch leider eine Zwischenstufe eingeführt werden, in der der Besucher einen am Bildschirm angezeigten Zufallscode von Hand eingeben muss.
Demgegenüber ist an ernst gemeinten Eintragungen im Gästebuch nicht viel los, und noch weniger in dem unseren Mitgliedern vorbehaltenen Diskussionsforum. Aber hineingesehen wird in unsere Inhalte gern. 854.457 Besucher hatten wir seit Beginn der Homepage bis Redaktionsschluss. Die höchste monatliche Besucherzahl betrug 19.076 (Juli 2007) und die höchste tägliche Besucherzahl betrug 1.005 (am 21.03.08).
Am häufigsten besucht wurde im letzten Monat mein MHR-Aufsatz „Ferien mit Outlook“ (511x), gefolgt von unserer Liste mit 785 Homepages Hamburger Rechtsanwälte (477x) und der Einstiegsseite für die MHR (433x). Das Stichwort, nach dem am häufigsten auf unserer Homepage gesucht wurde, war „Besoldung“. Insgesamt – also nicht nur nach „Besoldung“ – wurde unserer homepage-eigenen Suchfunktion 10.362mal ein Suchauftrag gegeben. Doch der Großteil der Sucher kommt natürlich von außen über Google und auch dort sind wir hervorragend platziert: Gibt man dort „Richter“ und „Justiz“ ein, so landen wir auf Platz 2 von 918.000 Ergebnissen (das ändert sich allerdings laufend). Bei yahoo belegen wir sogar die Plätze 1 und 2 von 6.190.000.
Ein Sorgenkind allerdings gibt es: das Design der Homepage; es ist überaltert. Ein neues Design liegt zwar schon seit geraumer Zeit fertig in der Schublade. Das Hindernis zur Umsetzung ist jedoch die Anzahl der Seiten. Die Homepage besteht aus 5.134 Einzeldateien. Die können nicht mit Meta-Befehlen (die in einem Rutsch in allen Dateien bestimmte Quelltextteile mittels „suchen und ersetzen“ austauschen) auf das neue Design umgestellt werden, weil es zu viele wertvolle Kleinigkeiten in den Texten gibt, die dabei verloren gehen können. Nach einer Lösung wird weiter gesucht.
Die Pflege der Homepage erfordert ohnehin schon als Minimum ½ Stunde pro Tag, meistens mehr. In – zum Glück seltener gewordenen - harten Zeiten kommt zum normalen Richtertag sogar noch einmal die gleiche Zeit für die Homepage. Zum Minimalaufwand gehört neben der Korrespondenz mit Rechtsanwälten, die verlinkt werden wollen, der Beschaffung von Infos über interessante Veranstaltungen, der Fehlerbeseitigung und der Internetbearbeitung der MHR vor allem die tägliche Recherche für die Rubrik Justizpresse. Nachrichtensuchmaschinen sind dafür ein zu grober Filter, so dass diverse Suchorte individuell abgeklappert werden müssen, um möglichst täglich unseren Besuchern etwas zu bieten, was nicht nur neu, sondern zugleich auch interessant ist und thematisch passt. Näher beschrieben sind die Auswahlkriterien in MHR 3/2006, 32. Und wenn ich mal einen Presseartikel übersehen habe, weist der Geschäftsführer des DRB Günter Drange auch schon mal auf besonders interessante Presse hin.
Die technische Fortentwicklung der Handys führt dazu, dass immer mehr Modelle (Smartphones, PDA’s etc.) auch ins Internet gehen können, und zwar nicht mit der Krücke WAP, sondern per Internetexplorer. Unsere Homepage www.richterverein.de ist deshalb um eine Funktionalität erweitert worden, mit der unsere Homepage solche Handy’s automatisch erkennt und automatisch auf eine Spezialseite leitet, auf der das Navigations-Menü für den kleinen Bildschirm angepasst ist. Wozu man diesen technischen Schnickschnack braucht, fragen Sie? Zum Beispiel
· um sich im Urlaub über unsere täglich aktualisierte Justizpresse zu informieren,
· um in einer Besprechung auf ein sofort benötigtes Dokument des Richtervereins zuzugreifen,
· um einem Freund beim Treffen zu zeigen, was Richter so treiben,
· um jederzeit an allen Orten in allen Heften der MHR lesen zu können,
· um – wenn sich unterwegs die Frage stellt, was man heute noch mit Richterbezug unternehmen könnte – schnell einmal in unseren Veranstaltungskalender zu schauen (besonders wenn es wie im September 22 Veranstaltungen im Monat gibt, darunter auch Abendveranstaltungen wie z.B. Justizkabarett).
Wolfgang Hirth