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Mitgliederversammlung
des Hamburgischen
Richtervereins

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

am 23. Februar d.J. fand die Mitgliederversammlung des Hamburgischen Richtervereins statt. Der Plenarsaal des Hanseatischen Oberlandesgerichts war gut gefüllt. Es war eine besondere Freude, auch pensionierte Kollegen wieder begrüßen zu können. Doch einige fehlten uns: Frau Dr. Manasse, Frau Praußnitz, Frau Tamm und Frau Zill. Und wir vermißten auch den früheren Vorsitzenden des Hamburgischen Richtervereins Dr. Frick, um in seiner Person auch derer zu gedenken, die nicht mehr unter uns sind.

In meinem Jahresbericht habe ich über die vielfältigen Aktivitäten des Hamburgischen Richtervereins im letzten Jahr berichtet: die Hamburgischen Justiztage, die Einweihung der Grundbuchhalle, unsere zahlreichen Veranstaltungen. Auch über künftige: das Jahr 1993 wird uns mancherlei internationale Begegnungen bringen, über die wir Sie in besonderen Rundschreiben rechtzeitig ins Bild setzen werden: helfen Sie uns dabei wieder! Ich habe auch darüber berichtet, daß wir im letzten Jahr Probleme mit unserer Justizbehörde hatten, und daß wir hoffen, daß die Dinge in diesem Jahr noch wieder ins Lot gebracht werden.

Es würde Sie langweilen, wenn ich über weitere Einzelheiten rede. Über alles, was wir tun, berichten wir in unserem Mitteilungsblatt. Ich habe allerdings die Bitte ausgesprochen, daß jeder, den irgendwo der Schuh drückt, uns einen Beitrag liefern möge, selbst wenn der sich in herber Kritik an unserer Arbeit erschöpfen sollte: lieber mißtönende, als gar keine Resonanz!

Für den früheren stellvertretenden Vorsitzenden des Hamburgischen Richtervereins Helmut Münzberg habe ich eine Erklärung abgegeben. Er war in jüngster Zeit in verschiedenen Presseveröffentlichungen in übler Form diffamiert worden (s. S. 4 des Mitteilungsblatts).

Es war - finde ich - eine gelungene Veranstaltung am 23. Februar 1993, auch wenn die von uns beizeiten eingeladenen Politiker wegen anderer Verpflichtungen kurzfristig abgesagt hatten. Es wurde dann gewählt, sogar "streitig". Nochmals gilt unser herzlicher Dank den ausgeschiedenen Mitgliedern des Vorstands: Frau Barrelet, Herrn Bunners, Frau Jark, Herrn Rieger und Herrn Schadendorff. Neu in den Vorstand wurden gewählt: Herr Hitziger, Frau Schmidt-Syaßen, Frau Sjursen-Stein, Frau Terschlüssen und Frau Kröger.

Ich selbst bin noch einmal - es wird nun das letzte Mal gewesen sein - für weitere zwei Jahre zum Vorsitzenden gewählt worden. Das möchte ich nicht zum Anlaß nehmen, feierliche Grundsatz- und Absichtserklärungen abzugeben. Aber es liegt in der Natur der Sache (und wenn ich in alten Manuskripten studiere, wird es mir immer wieder sinn- und augenfällig!), daß man als Vorsitzender unseres Vereins ziemlich oft ähnliche alte Warnungen, Mahnungen und Beschwerden wiederholen, oder sie nur aktualisieren muß. Ich mache das also sozusagen gewerbs- und gewohnheitsmäßig. Aber gegenwärtig sieht es nun doch in mancher Hinsicht finsterer aus als früher: In der (im letzten Mitteilungsblatt erwähnten) Diskussion in der Grundbuchhalle ist das vorgetragen worden; im öffentlichen Vorspann zur Mitgliederversammlung habe ich es wiederholt, vertieft, mit Beispielen erhärtet und belegt. Jetzt steht mir nach weiteren Wiederholungen nicht der Sinn. Dieses "Wächteramt" muß und werde ich also wiederum zwei Jahre lang versehen - hoffentlich nicht ohne Resonanz und Erfolg. Aber ich bin zum Einzelkämpfer weder geschaffen noch bestellt. Vielmehr baue ich weiterhin auf den Vorstand des Hamburgischen Richtervereins, aber ebenso auf alle seine Mitglieder. Der Kollege "Zitaten-Schmidt" (dessen wir weiter unten gedenken) würde hier vielleicht mit zwei Schillerzitaten (beide aus dem Wilhelm Tell) mir beispringen: "Der Starke ist am mächtigsten allein!" und "vereint sind auch die Schwachen mächtig!" Vielleicht liegt die Wahrheit in der Mitte: Weder bin ich der Kraftprotz, wie in der These vorausgesetzt, noch sind Sie - die Mitglieder - so "schwach", wie es die Antithese annimmt. Die Zeiten sind schon so, daß wir alle zusammen Hand anlegen müssen, und wir können es!

Roland Makowka