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Gemeinnützige Wohnheimgesellschaft
des Hamburger Fürsorgevereins
von 1948 mbH

Die Gemeinnützige Wohnheimgesellschaft ist 1973 vom HFV als alleinigem Gesellschafter gegründet worden. Anlaß war die aus der praktischen Arbeit in der Poolstraße gewonnene Erkenntnis, daß für Straffällige mit ihren besonderen Schwierigkeiten auch eine spezielle stationäre Übergangseinrichtung erforderlich ist mit einem sozialpädagogischen Hilfeprogramm.

Unter dem GmbH-Dach kann mittlerweile ein sozialtherapeutisches Verbundsystem angeboten werden, das nicht nur die Bereiche Wohnen und Nachsorge, sondern auch Eingliederung in die Berufstätigkeit umfaßt:

Das Wohnheim in der Max-Brauer-Allee 138 hat 21 Plätze und bietet neben individueller Wohnmöglichkeit in vollmöblierten Einzelzimmern vor allem sozialpädagogische Hilfen in der besonders schwierigen Phase nach oft langjähriger Haft oder Zeiten des unsteten Lebens.

Das von der SAGA gemietete Haus ist wie ein übliches Wohnhaus in sieben separate Wohneinheiten gegliedert - mit jeweils drei Bewohnern -, um ein Leben unter geordneten Verhältnissen trainieren zu können. Dazu gehört auch, daß jeder sein Zimmer und die gemeinsam genutzten Sanitäreinrichtungen selbst reinigt und sich selbst verpflegt. Darüber hinaus stehen Gemeinschafts-, Fernsehraum, -Tischtennisraum und Fotolabor zur Verfügung.

Interessenten werden von der Bewährungs-/Entlassenenhilfe, Richtern oder direkt aus den Justizvollzugsanstalten angemeldet.

Wir machen im Vorstellungsgespräch deutlich, daß wir neben der Wohnmöglichkeit auch ein Freizeitangebot bieten und die Teilnahme an unserem sozialtherapeutischen Programm erwarten - Einzelfallhilfe kombiniert mit einer Gesprächsgruppe. Kriterium für die Aufnahme ist nicht die Schwere des Deliktes, sondern die Motivation, in Zukunft ein straffreies Leben führen zu wollen. Ziel ist, den Rückfall zu verhindern und der nachfolgende Auszug in eine eigene Wohnung.

Das Wohnheimangebot basiert auf § 72 BSHG und wird ausschließlich über jährlich neu auszuhandelnde Pflegesätze aus Mitteln des BAGS finanziert. Dem Wohnheim angegliedert ist seit 1990 die "Ambulante Wohnbegleitung für Haftentlassene" - ein spezielles Beratungsangebot für ehemalige Bewohner zur weiteren Stabilisierung und zur Integration in das neue Wohnumfeld. Diese Stelle wird über Zuwendungen der BAGS finanziert.

Die Erfahrung im Wohnheim hat schon 1984 den dringenden Bedarf für Trainingswerkstätten erkennen lassen: Denn selten gelang schon damals die Vermittlung in ein reguläres Arbeitsverhältnis, oder Arbeitsaufnahmen scheiterten schon nach kurzer Zeit, Fort- und Umschulungsmaßnahmen wurden nicht bewältigt.

Abgesehen von der persönlichen Problematik und den Ausbildungsdefiziten waren und sind viele nicht einmal den Minimalanforderungen des beruflichen Alltags gewachsen. Die Grundlagen für eine eigenständig sinnvolle Tagestrukturierung fehlen oder sind abhanden gekommen.

Dieser Zustand war unhaltbar, so daß wir ab 01.04.1984 unsere "Handwerklichen Trainingswerkstätten Eimsbüttel" eingerichtet haben für Haftentlassene und Freigänger. 1986 gelang die Anerkennung und damit Finanzierung nach § 34 AFG durch das Landesarbeitsamt als Fu.U-Maßnahme mit 6 Plätzen in der Tischlerei und 10 Plätzen in der Metallwerkstatt. In Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer konnte 1988 auch die Anerkennung als reguläre Umschulungsstätte erreicht werden. Unser konzeptioneller Ansatz - handwerkliches Training unter sozialpädagogischer Begleitung - hat sich in den vergangenen 10 Jahren bewährt. Unser Angebot für den auf dem Arbeitsmarkt besonders benachteiligten Personenkreis ist vor dem derzeitigen Hintergrund der Verschlechterung der gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen sogar wichtiger denn je, ist aber seit Änderung des AFG mit der 10. Novelle wie alle anderen Maßnahmen ebenfalls gefährdet.

Wir gehören jedoch zu den weiterhin anerkannt gebliebenen Maßnahmen, sind aber auf zusätzliche Mittel angewiesen. Die Zuweisung von Bußgeldern wäre eine große Hilfe.

Sollten Sie an weiteren Informationen über unsere Arbeit interessiert sein, rufen Sie bitte an
( 38 42 14 und 38 82 44.

Wir würden uns freuen, Sie vor Ort begrüßen zu können.

Christa O'Brien
Dipl.Sozialpädagogin