Auf Einladung des Vorsitzenden unseres Vereins besuchten in der Zeit vom 23. - 25. März 1994 sechs Referendare des Tingsrätt (Eingangsgericht) Lund/Schweden die hamburgische Gerichtsbarkeit. Sie wohnten bei hamburgischen Referendaren und nahmen an einem von Herrn Büchel vorbereiteten Programm teil. Höhepunkt: Ein gemütliches Beisammensein in der Wohnung von Herrn Büchel am Mittwochabend. Bei dem Besuch handelte es sich um eine Fortführung der freundschaftlichen Kontakte zwischen dem Hamburgischen Richterverein und dem Tingsrätt Lund, insbesondere zu dem Präsidenten des Tingsrätt Jan Alva.

Von den schwedischen Kolleginnen und Kollegen war prompt in Hamburg eine Gegeneinladung ausgesprochen worden. Drei hamburgische Referendare reisten am 11.04.1994 nach Schweden. Nachstehend ihr Bericht:

"Am 11.04.1994 begann die Fahrt mit dem Seetransport von Travemünde nach Trellebourg. Wir trafen dann am 12.04.1994 gegen 10.00 Uhr in Lund/Schweden ein.

Der erste Tag (Dienstag) war geprägt von der Begrüßung durch den Präsidenten des Landgerichts Lund und einer Kurzeinweisung in das schwedische Rechtssystem durch eine Referendarkollegin (notary). Eine andere Referendarkollegin wies uns vor dem Mittag in einen Schadensersatzprozeß ein, der am Nachmittag von dem Präsidenten und ihr (in der Rolle der Protokollführerin) mit einer mündlichen Verhandlung fortgesetzt wurde.

Am späten Nachmittag wurden wir dann in vier weitere strafrechtliche Fälle eingewiesen und nahmen an den Prozessen teil. Die Fälle wurden von ReferendarInnen verantwortlich (!) geleitet. Es handelte sich um Verhandlungen mit LaienrichterInnen. Abends waren wir zu einer Versammlung der Juristen von Lund geladen. Als Ehrengäste waren der Präsident und die Vizepräsidentin des Landgerichts von St. Petersburg (Rußland) geladen. Der Präsident des Landgerichts von St. Petersburg/Rußland berichtete sehr ausführlich über das Rechtssystem und die Probleme in Rußland. Als Auditorium waren Richter, Rechtsanwälte, Verwaltungsjuristen und Justitiare sowie Referendare anwesend. Für die deutschen ReferendarInnen bedankte sich Kathrin Dressler herzlich für die Einladung und überbrachte die Grüße des Präsidenten des Landgerichts Hamburg. Nach dem formellen Teil dauerte der informelle Teil lange an.

Am Mittwoch folgte eine Stadtführung und ein Besuch in der Kirche von Lund. Abends gaben die schwedischen Referendare von Lund ein Essen mit Spezialitäten aus Schweden.

Donnerstag besuchten wir erneut eine zivilrechtliche Verhandlung. Am Nachmittag brachen wir Richtung Malmö auf und traten die Heimreise mit dem Fährschiff von Trellebourg an.

Insgesamt wurden die Kontakte zu den KollegInnen wesentlich vertieft. Wir haben angeregt, im Herbst d.J. den Austausch mit einem Gegenbesuch in Hamburg fortzusetzen. Da wir ReferendarInnen die Reise aus eigener Tasche bezahlen, würden wir uns über eine finanzielle Unterstützung durch den Verein freuen."

Torsten Sevecke