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Deutsch-schwedischer
Referendaraustausch
Von Sven Oswald

Vom 23. bis 26. November 1994 fand ein Austausch statt zwischen rund 20 Hamburger Referendaren unter der Leitung von RiOLG Helmut Büchel und einer etwa gleich großen Gruppe schwedischer Referendare ("tingsnotarier") aus den Gerichtsbezirken Lund, Trelleborg, Ystad und Eslöv, die von dem Präsidenten des Gerichts in Lund, Jan Alvå, angeführt wurden.

Dieser Austausch, der an ähnliche Veranstaltungen vor zwei Jahren und im vergangenen Frühjahr anknüpfte, gehörte für uns deutsche Teilnehmer sicherlich zu den bisherigen Höhepunkten der Referendarzeit. Er verschaffte allen Teilnehmern außer sozialen Erlebnissen, die wir sicherlich nicht missen möchten, für die Kürze der Zeit auch erstaunlich viele Einblicke in das Rechtssystem des jeweils anderen Landes und die dortige Juristenausbildung. Dies lag an dem gelungenen Zusammenspiel von juristischen Fachvorträgen und persönlichen Diskussionen der Teilnehmer untereinander.

Als die schwedische Delegation am Morgen des 23. November 1994 vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht eintraf - dessen Präsident Rapp es sich nicht nehmen ließ, die schwedischen Gäste persönlich zu begrüßen -, lag vor ihr ein gerade einmal 24-stündiger Hamburg-Aufenthalt. Der wurde dazu genutzt, einen Stadtbummel zu unternehmen und einen englischsprachigen Vortrag von Prof. Dr. Behrens zum Europarecht zu hören. Am Abend richteten wir für die schwedischen Teilnehmer ein kleines Fest im Ziviljustizgebäude aus, bei dem auch Landgerichtspräsident Makowka, dessen Unterstützung den Austausch von Anfang an begleitete, zugegen war.

Es hat uns sehr viel Spaß bereitet, unseren schwedischen Gästen das deutsche Rechtssystem in der kurzen Zeit etwas näher zu bringen.

Am folgenden Morgen ging es gemeinsam mit der Fähre von Travemünde nach Trelleborg. Auf dem Schiff selbst hatten wir in einem Konferenzraum Gelegenheit, einen weiteren europarechtlichen Vortrag vom teilnehmenden Referendar Martin Gittermann sowie einen Vortrag zum schwedischen Recht von Gerichtspräsident Jan Alvå zu hören. Die hieran anschließenden Diskussionen waren äußerst rege.

Abends feierten wir gemeinsam ein stimmungsvolles Fest im Gerichtsgebäude von Dalby in der Nähe von Lund. Hier konnten wir deutschen Referendare unsere Sangesstärke unter Beweis stellen. Da wir wußten, daß Gesang ein fester Bestandteil jeder guten schwedischen Feier ist, hatten wir bereits an Deck der Fähre kräftig Seemanslieder einstudiert und uns dabei köstlich amüsiert.

Der kommende Tag stand uns für einen hervorragenden Vortrag zum schwedischen Verfahrensrecht von Magnus Eriksson, der an der Universität Lund lehrt, sowie für einen ausgedehnten Stadtrundgang mit Führung durch die jahrhundertealte Universitätsstadt Lund zur Verfügung. Abgerundet wurde der Tag durch ein gemeinsames Abendessen.

Am nächsten Morgen mußten wir leider schon wieder die Heimreise antreten. Nun war auch Hanno Heßmer, der auf seiten der deutschen Referendare für die reibungslose Organisation sorgte, fast aller Aufgaben ledig.

Alles in allem war dies ein Austausch, der allen Teilnehmern nicht nur viel Spaß, sondern auch allerlei Erfahrung gebracht hat. Zu beklagen ist allenfalls die Kürze der Zeit, die für den Austausch zur Verfügung stand. Besonders betrifft dies die Schweden, die nicht einmal einen ganzen Tag in Hamburg verbringen konnten. Trotzdem aber gelag es, untereinander einen Kontakt herzustellen, der bei vielen sicherlich auch noch in einigen Jahren bestehen wird.

Das Ergebnis des Austausches jedenfalls kann sich sehen lassen, und eine Wiederholung sollte unbedingt ins Auge gefaßt werden. Wir haben allen denen, die diesen Austausch durch ihre finanzielle Unterstützung ermöglicht haben, nicht zuletzt auch dem Hamburgischen Richterverein, ganz herzlich zu danken.