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Geburtstagsgrüße:
Roland Makowka 65

"Wer das Tor zum siebten Lebensjahrzehnt durchschreitet, betritt einen fremden Raum: Dort gilt das alte "... hora incerta" (keiner kennt seine Stunde) nicht mehr, soweit das berufliche Leben des Staatsdieners betroffen ist. Aber noch sind es Jahre, bis die unwiderlegliche Vermutung der Senilität gilt, so wie unser Gesetzgeber in seiner unergründlichen Weisheit sie für uns bestimmt hat. Wenn Roland Makowka weiterhin bereit ist, den Karren zu ziehen und (um Herbert Wener zu zitieren) "wenn der Karren es will" - bei uns wird gewählt, nicht vererbt oder von oben bestimmt! - dann sind fünf weitere Jahre natürlich noch eine lange, lange Zeit. ..." schrieben wir in unserem Glückwunsch zum 22. Dezember 1990. Der "Karren" hat es bekanntlich gewollt, bis zur Neige gewollt, und -für Roland Makowkas Geschmack vielleicht - sogar ein wenig über die Neige hinaus.

"Die Jahre fliegen pfeilgeschwind ...". Wenn man fünfe vor sich hat, dehnen sie sich endlos; sind sie herum, erscheint alles wie ein flüchtiger Wimpernschlag: uralte Erfahrung, déjà vu!

Zwar ist der Glückwunsch, den wir dem Jubilar am Ende dieses Jahres entbieten, noch kein "valet". Bürde, Würde, Ärger, Freude, Last und Lust des Vereins - Amtes reichen für ihn noch hinein, jedenfalls in den Frühling des kommenden Jahres. ...

Aber schon dem Landgericht geht es anders: Die etwas vorzeitige Geburtstagsfeier am Mittwoch, 20.12.1995, ab 14.00 Uhr in der Grundbuchhalle (hier nur beiläufig erwähnt, weil keine eigentliche Angelegenheit des Richtervereins) ist der Abschied, da gibt es keinen Aufschub. Wir hingegen - der Hamburgische Richterverein - haben noch Zeit, aber nicht in üppiger Fülle. Deshalb schon jetzt ein kleiner Blick nach vorn:

Am Freitag, den 23. Februar 1996,
19.00 Uhr, in der Grundbuchhalle,

wollen wir das Abschiedsfest für Roland Makowka ausrichten. Darüber wird "von den Zuständigen" (gut, daß es immer solche gibt!) tief nachgedacht: Aber keiner, der Ideen beisteuern kann und will, warte auf besondere Aufforderungen: Er - oder sie! - trete damit hervor!

Eines heute immerhin schon vorweg: Man komme tunlichst nicht mit vollem Magen zum Fest, denn man wird dort Gelegenheit finden, zu angemessenen (jedenfalls erschwinglichen) Preisen zu essen und zu trinken (übrigens auch die neue weihnachtliche Garderobe, wenn man das will, in bezahlte Obhut zu geben: Februar!) ...; und mit Essen und Schwätzen, zwei menschlichen Ur- und Lieblingsbeschäftigungen, ist das Programm, Gott sei Dank!, halbwegs schon gestaltet und gefüllt ...!

Müssen wir jetzt zum Schluß uns selbst zurückrufen zum Ernst des Anlasses und der Stunde? Aber heute schon in den Lobpreis schöner Reden auf Roland Makowka - in Dur und Moll - auszubrechen, hieße wohl, vorzeitig alles Pulver zu verschießen. Nur das? Vielleicht sollte man den Jubilar mit dergleichen Pulverdampf überhaupt verschonen. ...

Beschränken wir uns also auf ein Zitat, für das sich erstens ins Feld führen läßt, daß es fünf Jahre alt ist (also die Präsumtion teils völliger Neuheit, teils abgesunkenen Vergessenseins für sich hat), zweitens, daß es zum Thema paßt, drittens, daß es zutrifft und sich viertens, trotz des Anscheins politischer Färbung allgemeiner Zustimmung (im grausigen Neudeutsch: "genereller Konsensfähigkeit") erfreuen dürfte:

"Die Bundesrepublik ohne Adenauer wäre wie ein Film über Friedrich den Großen ohne Otto Gebühr", schrieb Friedrich Sieburg Ende der 50er Jahre - ohne sich dabei zu weiteren Erläuterungen gedrängt zu fühlen. Sie wären auch überflüssig gewesen, denn der K a n z l e r war für die Westdeutschen zur Vaterfigur geworden, und auch die Gestalt des Friedericus-Mimen der 20er und 30er Jahre gehörte noch ins feste Repertoire des Volksbewußtseins: ohne O t t o G e b ü h r hätten der Sieg von Leuthen oder die Niederlagen von Hochkirch und Kunersdorf auf der Leinwand niemals stattfinden können.

Wozu die Vorrede?

"Der Hamburgische Richterverein ohne Roland Makowka ...?

.... nicht weniger unvorstellbar !!"

Woher wehen diese trübseligen Gedanken? Novemberwetter??

Am 22. Dezember d.J. feiert unser Vorsitzender seinen 60. Geburtstag, und solch' "rundes Datum" hat nun einmal die Eigenschaft, Reflexionen zu entbinden:

Was war? Was ist? Was wird sein?

Es i s t, wie eingangs beleuchtet: Roland Makowka u n d der Richterverein sind mittlerweile gleichsam zwei Seiten e i n e r Medaille, und daß der Verein eine ist, verdankt er nicht zuletzt dem Einfallsreichtum, der Kreativität, der Hingabe und dem Einsatz seines Vorsitzenden. Wenn d e r seine Freizeit, seine Wochenenden und damit zugleich viel "Privatleben" opfert, auch samstags herkommt und nagelt, klebt und hämmert: kann man sich selbst da ganz verweigern ...? Und dann ist der Vorsitzende stets der erste, der allenthalben heran muß: bei Überlasten, Stellensorgen, Ausbildungsnöten, Sparprogrammen, Raumproblemen, bei Justizpolitik auf kleiner und großer Flamme ... und so fort: Seiten ließen sich damit füllen! Aber hier ist nicht der passende Ort für eine a l l g e m e i n e Laudatio, und das Geburtstagskind selbst würde sich dergleichen wohl auch verbitten - und auf die Pensionstags- und Grabredner verweisen, denen man nicht heute schon vorgreifen und die Themen stehlen solle.

Was heute i s t, beruht auf dem was gestern w a r :

Nachdem Herr Senatspräsident Dr. Frick die Altersgrenze erreicht hatte, wurde auf der Mitgliederversammlung vom 26. Januar 1977 als sein Nachfolger Roland Makowka zum Vorsitzenden des Hamburgischen Richtervereins gewählt. Vierzehn Jahre sind im Berufsleben an sich schon eine sehr lange Zeit (das 1000jährige reich hat nur deren 12 gedauert), und so liefert schon die reine Vielzahl der Jahre eine Erklärung für das oben berufene "Unvorstellbar!". 14 Jahre sind übrigens just die Zeit, die dem Kanzler Adenauer zu regieren vergönnt waren (1949 bis 1963) -Adenauer, der sich uns hier zunächst zu Vergleichszwecken aufgedrängt hatte, von dem u n s e r Vorsitzender sich freilich a u c h unterscheidet, und zwar nicht unerheblich: Ließ jener sich von der Maxime leiten "quisque m a l u s praesumitur" (der Mensch muß bis zum Beweis des Gegenteils mißtrauisch beäugt werden), so hat Makowka - allem zum Trotz! -wohl stets am römischen "quisque b o n u s praesumitur" festgehalten und seinen Mitmenschen immer einen Vertrauensvorschuß eingeräumt. Der Richterverein dankt es ihm. Wäre das Wort "Sensibilität" nicht so furchtbar ausgelatscht und abgegriffen, würde ich es jetzt hervorziehen und schreiben: Sensibilität, Wohlwollen, Hilfsbereitschaft und Verständnis seien Makowkas liebenswerte, unbezahlbare Qualitäten - ich sage es also d o c h !

Und was w i r d s e i n ?

Mit dieser Frage gelangen wir allerdings an den Ausgang der Betrachtung zurück und schließen ihren Ring, denn wir sind - wie könnte es anders sein? - die Zukunft unserer eigenen Vergangenheit, der Vergangenheit, die damals Gegenwart war.

Für heute aber verkünden wir, wie ein halbes Dezennium zuvor, dem Geburtstagskinde ein herzliches und kräftiges

"gratulamur !"

Günter Bertram