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Neubeginn

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Erwarten Sie bei einem Wechsel im Vorsitz des Hamburgischen Richtervereins eine „Regierungserklärung“?  Dann muß ich Sie enttäuschen, denn so etwas werden Sie in den nachfolgenden Zeilen vergeblich suchen! Ich möchte jedoch einiges aus der Arbeit des Richtervereins berichten in der Hoffnung, daß sich unter den Lesern  Kollegen finden, die bereit sind, uns bei den vielfältigen Aufgaben zu unterstützen, denn:  ideenreiche Initiativen und tätige Mithilfe sind nicht an die Mitgliedschaft im Vorstand geknüpft!! Wir freuen uns über jeden, der bereit ist, bei einzelnen Projekten mitzumachen. Wenden Sie sich bei entsprechenden Interesse an mich oder an jedes andere Mitglied des Vorstands. Die Namen finden Sie in dieser Ausgabe des Mitteilungsblattes!
Zunächst aber möchte ich „unserem“ neuen Amtsgerichtspräsidenten auch an dieser Stelle im Namen  aller Mitglieder des Richtervereins zu der neuen Würde sehr herzlich gratulieren und ihm viel Freude und eine glückliche Hand bei dieser interessanten, aber bestimmt auch schwierigen Aufgabe wünschen.
Die Bereitschaft, den Vorsitz im Vorstand in der Nachfolge von Herrn Dr. Raabe zu übernehmen, beruht auf meiner tiefen Überzeugung, daß wir eine Vertretung unserer Belange durch eine solche Vereinigung dringend benötigen, denn nur so ist überhaupt die Möglichkeit gegeben, uns wichtig erscheinende Probleme und Argumente mit einigem Gewicht dort zu Gehör zu bringen, wo über die Fragen entschieden wird, die unser berufliches Umfeld und unsere richterliche Tätigkeit betreffen.
Wir können aber nur dann auf Beachtung hoffen, wenn wir aktiv an den Erörterungen wichtiger Themenbereiche teilnehmen und die Gespräche mit denjenigen suchen, die  die Rahmenbedingungen für die Gestaltung unserer Arbeitswelt setzen. Der Richterverein hat sich in diesem Sinne stets gesprächsbereit gezeigt und wird dies weiterhin sein. Unsere Stimme wird aber umso mehr gehört, je größer die Zahl unserer Mitglieder ist, und zwar aus allen Bereichen der Gerichtsbarkeit. Nur so können wir deutlich machen, daß wir an einer Mitgestaltung unserer Arbeitsbedingungen nachhaltig interessiert sind.
Ich möchte in diesem Zusammenhang die weiter zu erwartenden Sparmaßnahmen nicht erneut als Menetekel an die Wand malen, vielmehr etwas in das Bewußtsein rufen, das gelegentlich unter dem Berg der Akten und der Arbeitslast verschüttet zu werden droht: die Freude an dem Beruf! Nur wenn wir uns immer wieder bewußt machen, welch wichtige,  abwechslungsreiche Tätigkeit wir ausüben, sei es nun bei der Staatsanwaltschaft oder den verschiedenen Zweigen der Gerichtsbarkeit, können wir der Gefahr  widerstehen,  von dem täglichen Aktenberg erdrückt zu werden und  mutlos zur Aktenbewältigungsmaschine zu werden. Gerade für das berufliche Selbstverständnis unserer jungen Kolleginnen und Kollegen erscheint mir dies von großer Bedeutung.
 
Der Vorstand des Richtervereins hat sich in seiner ersten Sitzung nach der Mitgliederversammlung mit einer Vielzahl von Themen befaßt, von denen ich einige wegen ihrer Bedeutung kurz erwähnen möchte:
Am 9. September 1999 finden die Wahlen zu den Richter- und Präsidialräten statt. Der Vorstand beabsichtigt, für die Gerichte jeweils Kandidatenlisten aufzustellen. Wir bitten alle, die Interesse an eine Mitarbeit in diesen Gremien haben, sich zu melden und uns bei der Suche nach geeigneten, einsatzfreudigen Bewerbern zu unterstützen. Die Wahlen sind wichtig! Machen Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch!!
Der Vorstand hat ferner die Absicht, die Kontakte zu den  Kolleginnen und Kollegen in den Gerichten und der Staatsanwaltschaft zu intensivieren und wird sich um Termine für Gespräche in kleineren Gruppen bemühen.
Beabsichtigt ist außerdem die Gründung eines Arbeitskreises, der sich mit den Thesen des Deutschen Richterbundes zu Fragen der Neuordnung der Gerichte und zur Justizreform befaßt. Wer Interesse an einer Mitarbeit hat, ist herzlich eingeladen und möge sich bei mir melden.
  Ein letztes Thema, das ich erwähnen will: Der Arbeitskreis „Kultur und Justiz“ benötigt  immer wieder Ideengeber und tatkräftige Hilfe. Jeder ist herzlich willkommen, und sei es auch nur als Zuhörer oder Zuschauer bei den  - wie ich finde - immer interessanten Veranstaltungen.

Inga Schmidt-Syaßen